miércoles, 26 de junio de 2013

"Caruso war mein Idol"

Bad Endorf/Bernau - Im Leben von Arno Stocker spielt Enrico Caruso eine ganz besondere Rolle. Der 53-jährige Klavierstimmer und Restaurator hatte als Kind wegen einer Spastizität massive Sprachprobleme. Die Musik von Caruso half ihm, sie zu überwinden. Jetzt hat Stocker seinen ersten eigenen Flügel präsentiert. Der Name des Instruments: Enrico Caruso. Arno Stocker ist ein international renommierter Klavierstimmer und Klavierrestaurator. Der gebürtige Bad Endorfer ging bei bekannten Klavierbauern in die Lehre, stimmte für Pianisten wie Vladimir Horowitz den Flügel und sang selbst zehn Jahre lang an der Oper. Vor einigen Jahren gründete er zusammen mit seiner Frau Karin die Enrico-Caruso-Agentur in Hittenkirchen und restauriert Klaviere für Kunden aus aller Welt. Der Name der Agentur ist nicht zufällig gewählt, denn mit dem 1921 gestorbenen italienischen Star-Tenor verbindet Stocker eine besondere Beziehung. Als Kind erschwerte ihm seine Spastizität das Sprechen: "Ich brauchte für einen Satz ein bis zwei Minuten", erzählt er. Als ihm sein Großvater eine Platte von Caruso schenkte, gefiel ihm die Musik so gut, dass er begann, sie nachzusingen - und bildete so seine Sprechmuskulatur aus. "So lernte ich schließlich, ohne Probleme zu sprechen. Das war der erste Schritt, meine Behinderung in den Griff zu bekommen." Denn nicht nur die Stimme faszinierte Stocker an Caruso, sondern auch dessen Disziplin. Diese Disziplin half ihm auch dabei, eine Ausbildung zum Klavierbauer zu beginnen. Abschließen durfte er sie nicht, weil sein Lehrherr nicht die Voraussetzungen für eine behindertengerechte Ausbildung erfüllte. Stocker zog von einem Klavierbauer zum nächsten, wodurch er das Handwerk vieler renommierter Klavierbauer kennenlernte - Erfahrungen, von denen er heute als Restaurator enorm profitiert. Die Faszination für Caruso hat ihn sein Leben lang nicht verlassen. Deshalb hat er auch die Rechte am Namen des berühmten Sängers erworben und schützen lassen. Jetzt hat sich Arno Stocker einen Traum erfüllt: Er hat seinen ersten eigenen Flügel gebaut, den er im "Endorfer Hof" in Bad Endorf präsentierte. Die Reihe der Musikinstrumente nennt er, wie könnte es anders sein, "Enrico Caruso". Hergestellt hat Stocker den Flügel in Polen. Dieses erste Instrument der Reihe trägt zusätzlich den Namen "Maria", nach der Sängerin Maria Callas. Verziert ist es mit feinsten Intarsien. "Jeder Flügel dieser Reihe ist ein Unikat", sagt Stocker. "Die Saitenunterlagen sind vergoldet, der Resonanzboden ist speziell gestaucht und dieser Flügel von 1,80 Meter Länge hat die Mechanik eines großen Flügels von 2,80 Meter Länge". Bei der Vorstellung spielten auf dem Flügel Christian Reif mit seinem Bruder Thomas an der Violine das Scherzo aus der "FAE-Sonate" von Brahms, eine Schubert-Sonate, die "Carmen-Fantasie" von Pablo de Sarasate sowie die "Vokalise" von Rachmaninow und "Liebesleid" von Fritz Kreisler, Christian Reif spielte allein Chopins "Revolutionsetüde". Zwischendurch gab es Klaviermusik von Geisterhand: Das Instrument ist mit einem Selbstspielsystem ausgestattet. Dafür werden historische Aufnahmen von einer speziellen Software in elektrische Impulse übersetzt. Tonzeitpunkt und Tonhaltepedal werden exakt gemessen und digital aufbereitet. Erst spät entdeckte Stocker, dass es in seinem Leben noch eine weitere Verbindung zu Caruso gibt. Seine Großmutter hatte immer behauptet, Caruso habe ihr das Spaghetti-Essen beigebracht, was er lange als Erfindung abgetan hatte. Erst als er sich später mit der Biografie von Caruso beschäftigte, entdeckte er, dass die Geschichte tatsächlich stimmte: Caruso war damals mit der Schwester seiner Großmutter bekannt. Stockers Flügel steht nun im "Endorfer Hof". Für 75000 Euro kann man höchste Klavierbaukunst erwerben. Es sind weitere Instrumente geplant: Der zweite Flügel wird "Enrico" heißen. rwj/ku

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